Dieses Jahr (15. bis 27. Aug. 2011) haben wir unseren Urlaub in Hochjura in Frankreich verbracht. Prénovel ist ein Dorf, das in fast 900 m Höhe liegt und gute Bedingungen für unser Hobby bietet. Leider hatten wir zu Beginn unseres Urlaub gerade Vollmond. Von Tag zu Tag wurde die mondlose Zeit am Abend aber länger. Eine angenehme Überraschung war, dass die Straßenbeleuchtung um 24 Uhr abgeschaltet wurde. Visuell konnte man dann schön die Milchstraße und Nebel wie die Andromedagalaxie M31 sehen.
Ich hatte immerhin 3 Abende, die ich erfolgreich zum Testen nutzen konnte.
Als Montierung habe ich eine leichte Vixen-GP2-Montierung auf einem Photostativ ausprobiert. Die Verbindung zwischen der Vixen-Montierung und dem Fremdstativ habe ich mit einem Alu-Selbstbauadapter (ca. 1 kg) realisiert.
Als Hauptoptik habe ich den 72 mm Megrez APO von Williams Optik (f =
Auf der 20 mm Gegengewichtsstange kam eine zweite EOS450D mit einem Teleobjektiv zum Einsatz. Diese Selbstbaulösung war bis 200 mm ausreichend stabil. Ob der Einsatz eines relativ schweren 300 mm Canon Objektivs auf der Gegengewichtsstange möglich ist muss ich noch testen.
Beide Kameras habe ich parallel über einen externen Timer gesteuert (Selbstbau mit Diodenentkopplung).
Wem der Unterschied völlig klar ist kann den folgenden Abschnitt überspringen.
Im Gegensatz zum Guiding erfolgt bei der reinen Nachführung keine Nachführkorrektur mit Hilfe eines Leitstern. Vorteil dieser Lösung ist der geringe Aufwand (Reise).
Beim Guiding verfolgt man bei hoher Vergrößerung einen Leitstern im Fadenkreuz (manuelles Guiding) oder man verwendet eine Web-Cam (Autoguiding) und überlässt die Nachführkontrolle einer Guiding-Software (Notebook oder Stand-Alone-Guider).
Manuelles Guiding habe ich schon öfter erfolgreich eingesetzt. Der entscheidende Nachteil ist, dass man ständig am Okular hängt und den Himmel praktisch überhaupt nicht genießen kann. Mit Autoguiding habe ich bisher noch keine Erfahrung gemacht.
Thema dieses Berichtes ist die Nachführung ohne Guiding:
Wenn man seine Montierung frei laufen lässt treten zwei Fehler auf:
Hier meine bisherigen Erfahrung mit einer (alten) Vixen SP-DX Montierung und einer GP6-Montierung:
Bei der Vixen SP2 Montierung hatte ich mit 346 mm Brennweite leider schon nach 2 min eine Ausschussrate (unrunde Sterne) von ziemlich genau 50%. Der Fehler war eindeutig periodisch (Periode ca 10 min). Ob sich der Fehler mit einer Justierung der Schnecke verbessern lässt muss ich noch testen.
Die Grenze der Vixen SP2 Montierung ist daher etwa 1 min bei 346 mm Brennweite. Mit 200 mm waren praktisch schon in allen Aufnahmen die Sterne pixelgenau rund.
Das folgende Foto zeigt die Vixen SP2 Montierung auf dem Gitzo Photostativ und meinen Alu-Selbstbau-Säulenadapter.
Anmerkungen zum Aufbau:
Die genaue Ausrichtung mit einem Peilsucher ist in sternarmen Feldern (z.B. Milchstraße zwischen Delphin und Pfeil) sehr schwierig. Leichter war später die Ausrichtung mit einem Telrad-Sucher.
Anmerkung: Der 72 mm Megrez-APO hat bei 346 mm noch eine Bilddiagonale von etwa 4° 30' (5 Monddurchmesser).
In der Zeitspanne unseres Urlaubs war der Komet C/2009 P1 Garradd mit einer Helligkeit von etwa 8 mag zwischen den Sternbildern Delphine und Pfeil unterwegs. Die folgenden Aufnahmen sind daher etwas "kometenlastig", obwohl ich sehr gerne mehr Aufnahmen im Sternbild Schützen gemacht hätte.
Der erste Aufbau ist immer der Schwierigste. Da der Mond schon aufging hatte ich keine Zeit mehr die zweite Kamera auszurichten.
Die folgende Aufnahme zeigt den Kometen im Sternbild Delphin. Der obere Kopfstern des Delphin ist
gerade noch am unterem Bildrand zu sehen.
16.08.2011 (72 mm Megrez APO mit f = 346 mm)
20.08.2011 (72 mm Megrez APO mit f = 346 mm)
An diesem Tag habe ich zum ersten Mal mit beiden Kameras photographiert.
Die folgende Aufnahme zeigt Pluto, der im Moment im Schützen seine Bahn zieht.
Das Auffinden vom Pluto in den Aufnahmen war schon ziemlich grenzwertig. Erst nachdem 2 von 3 Planetariumsprogrammen Pluto an der gleichen Stelle gezeigt haben war ich "sicher", den Zwergplaneten mit etwa 14 mag gefunden zu haben. Leider hat sich nicht die Gelegenheit ergeben die Aufnahme mit mehr Einzelaufnahmen am Ende des Urlaubs noch einmal zu wiederholen.
20.08.2011 (Nikkor 1:4 mit f = 200 mm)
Die Aufnahme vom M8 finde ich ziemlich enttäuschend.
Richtung Süden gab es leider einige Straßenlaternen, deren Streulicht sich deutlich im Bild zeigt. Die Querstreifen resultieren aus Stromleitungen die während der Aufnahme durch das Feld wanderten.
Dass man als Wassermann sein eigenes Sternbild nicht kennt ist schon ein wenig peinlich.
Richtung Osten war der Himmel aber sehr gut, so dass ich die "Entdeckung" des Wassermann kaum vermeiden konnte.
Der Ausschnitt ist etwas ungünstig gewählt (bzw. nicht gewählt) und es sind auch nur 3 Aufnahmen, deren Belichtungszeit mit 2 Minuten auch schon etwas zu lang war.
An diesem Tag habe ich versucht die Brennweite des 72 Megrez APO mit einem Telekonverter x2 zu verdoppeln.
Astronomisch der beste Tag im Urlaub. Der Mondaufgang war deutlich nach 1 Uhr und die Abschaltung der Straßenbeleuchtung um genau 24 Uhr verbesserte den Himmel nochmals sprunghaft. Objekte wie der Doppelsternhaufen in der Cassiopeia (h&chi) und der Andromedanebel (M31) waren mit bloßem Auge zu sehen.
An diesem Tag war der Komet erstmals mit einem 7x42 Feldstecher zu sehen. Im visuellem Vergleich empfand ich den Komet an diesem Tag heller als M71 im Pfeil. Mit 70 mm (Megrez APO bzw. 10x70 Feldstecher) war der Komet immer als schwacher Nebelfleck zu sehen.
Etwas überrascht war ich, dass ich M33 mit dem 7x42 Feldstecher nicht finden konnte, was in der Eifel schon problemlos ging.
Die folgende Aufnahme mit dem 200 mm Nikkor zeigt den Kometen und M71 unterhalb vom Pfeil.
Mit dem 72 mm APO bei 346 mm Brennweite ist der Schweif schon deutlich zu sehen. Man beachte, dass der Schweif von der Sonne weggerichtet ist (Sonnenwind) und gegenüber der Kometenbewegung deutlich abweicht.
Das folgende Bild zeigt noch den direkten Vergleich der Abbildung des Nikkor mit f = 200 mm und dem 72 mm Megrez APO mit f = 346 mm.
Trotz kürzer Belichtungzeit zeigt der 72 mm Megrez APO deutlich mehr Details als das Nikkor:
Zurück in Düsseldorf habe ich am 1.9.2011 die Gelegenheit genutzt den Kometen Nahe am Kleiderbügel zu photografieren.
Für die Aufnahme bin ich ca. 30 min Richtung Niederrhein gefahren. Im Süden lag der Braunkohletagebau "Garzweiler". Leider hatten die Nacht ziemlich viel Flutlichtbeleuchtung, die den Himmel bis etwa 30° aufgehellt hat. Ich habe zwar einige Messier-Objekte im Schützen mit meinem 7x42 wiedergefunden – der Unterschied in der Himmelquallität zwischen hier und Orten wie der Eifel und dem Jura ist aber dramtisch. Nur gut, dass der Komet sehr hoch stand. Im Schwan konnte man gerade noch die Milchstraße sehen.